Christen in Hollywood
Ein Gespräch über "Behind the Screen: Hollywood Insiders on Faith, Film, and
Culture"
ROM, 20. April 2007 (ZENIT.org).- Was bewirken die Christen in Hollywood? Ein
jüngst in Italien vorgestelltes Buch liefert mit Zeugnissen und Betrachtungen
von bekennenden Christen aus der Filmbranche überraschende Einsichten in eine
wenig bekannte Welt.
Anlässlich der Veröffentlichung von "Cristiani a Hollywood" ("Christen in
Hollywood"), der italienischen Ausgabe von "Behind the Screen: Hollywood
Insiders on Faith, Film, and Culture" vom Autorenteam Spencer Lewerenz und
Barbara Nicolosi, kam ZENIT mit Professor Armando Fumagalli ins Gespräch, dem
Herausgeber der italienischen Ausgabe des 240-seitigen Bandes.
Die Katholikin Barbara Nicolosi hat sich der Evangelisierung der Massenmedien
verschrieben. 1999 gründete sie in den Hollywood Hills die Filmschule "Act One".
Was tragen Christen in Hollywood bei? Helfen sie, die Standards der Kinos zu
verbessern? Armando Fumagalli bemerkte zu diesen Fragen, dass man zunächst
einmal berücksichtigen müsse, dass die überzeugten Christen in Hollywood eine
relativ kleine Schar bilden. "Wir sprechen über Hollywood, weil die Produkte,
die dort gemacht werden, um die ganze Erde gehen. Aber die Präsenz der
Christen im europäischen Kino ist - wenn überhaupt - noch unzulänglicher als
in Hollywood."
Es sei ein besonderes Verdienst von Barbara Nicolosi zu versuchen, dass sich
gläubige Christen "ernsthaft mit hohen professionellen Standards eingehend
vorbereiten", um in einer Atmosphäre, die von Konkurrenz und Leistungsdruck
geprägt ist, zu arbeiten. Dabei trachte sie danach, "den Dialog zwischen den
verschiedenen Kulturen und den verschiedenen weltanschaulichen Überzeugungen,
wie sie im Kino und im Fernsehen verbreitet sind", immer mehr zu intensivieren.
Dafür reicht es nach Fumagalli nicht aus, "gute Absichten zu haben. Ebenso
notwendig ist es, ein ausgezeichneter Fachmann zu sein." Barbara Nicolosi
verfügt in seinen Augen über das richtige Gespür, um bei der Lektüre von
Drehbüchern für das Kino recht schnell zu merken, wenn es sich nur um gute
Absichten und wenig Professionalität handelt. "Christen müssen genauso wie
jeder andere Experte bescheiden sein und Geduld haben, um von den Besten zu
lernen."
"Behind the Screen" handle vom gemeinsamen Zeugnis unterschiedlichster
Menschen, die der gottfernen Welt des Kinos die Stirn böten - als Christen
verschiedener Kirchen und Konfessionen. "Das Buch ist gerade deshalb ein
wundervolles Beispiel für gelebte Ökumene", unterstrich Fumagalli gegenüber
ZENIT. "Aber ich muss auch sagen, dass die Autoren - nach reiflicher Prüfung -
bei Protestanten oft einen Mangel an sicherer Lehre und klaren Grundlinien in
wichtigen Punkten der Ethik wahrgenommen haben."
Auf die Frage, warum "das tief fromme Amerika", wie es im Buch heißt, der Welt
so viele Filme voller Blutvergießen und Gewalttätigkeit anbietet, verweist
Fumagalli auf die Entwicklung der jungen amerikanischen Kulturgeschichte, in
der lange Zeit das Gesetz des Stärkeren gegolten habe. Motor und Antrieb für
das Streben in Richtung einer weniger gewalttätigen Gesellschaft sei unter den
Amerikanern immer der christliche Glaube gewesen, fügte er hinzu.
Die "raue Kultur" der sechziger Jahre sei teilweise reflektiert worden; und
der Amerikaner reflektiere sie im Kino auch noch heute; was Gewalttätigkeit
angehe, sei das US-Kino eben toleranter als das europäische.
Während das europäische Kino weitgehend von einer nihilistischen Wurzel komme
und von Atheisten geprägt sei, ließe sich in den USA in jedem neuen Filmjahr
doch auch eine gewisse Offenheit für Spiritualität erkennen.
"Zumindest gibt es Lösungen, die vom menschlichen Gesichtspunkt her gestaltet
werden" und auf einer "ausgeglichenen und humanistischen Anthropologie
gründen, die ihre Wurzeln im Christentum hat", erklärte der Filmexperte.
Als Beispiele nannte er "Der Herr der Ringe" und "Die Chroniken von Narnia".
Aber auch Filme wie "The Truman Show", "C'è posta per te", "The Family Man",
"Master and Commander", "Hitch", "Cinderella Man", "The Interpreter" und viele
andere hätten spirituelle Wurzeln. Eindeutige Beispiele für eine humanistische
Ausrichtung seien Filme aus den Pixar-Studios wie "Toy Story", "Nemo", "Cars"
usw.
Hollywood als Sündenbock für alle Übel der Welt hinzustellen sei falsch,
unterstrich Fumagalli. Natürlich käme dem Film im Hinblick auf den Entwurf von
Lebensmodellen eine große Rolle zu, aber dabei dürfe man nicht vergessen, dass
es zur Verantwortung aller gehöre, das entsprechende professionelle Umfeld zu
schaffen, das eine große Resonanz ermöglicht. Dafür gelt es, zu beten und zu
arbeiten: für Menschen, "denen der Mensch und seine ewige Bestimmung am Herzen
liegt".
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